Inzwischen gibt eine einige Angebote, die eine Ausbildung zum Trauerredner an nur einem Wochenende versprechen. Bei den Bestattern hat sich die Ausbildung etabliert, bei den Trauerrednerin gibt es keinerlei Regelungen. An einem Wochenende kann man einen Kochkurs machen, sich aber nicht auf eine neue berufliche Tätigkeit vorbereiten.


1. Fehlende formale Rahmenbedingungen machen den Zugang leicht

Es ist recht einfach in Deutschland, sich als Bestatter selbstständig zu machen. Man geht zum Gewerbeamt und meldet ein Gewerbe an. Als Trauerredner/in braucht man noch nicht mal das. Für die freiberufliche Tätigkeit reicht es, sich Visitenkarten zu drucken. Tausend Stück bekommt man für unter 20 Euro. Bestatter werden nur mit einem Gewerbeschein, ohne Ausbildung?

Wer das versucht, wird von den Verbänden und etablierten Bestattungshäusern eher der Schmuddelecke zugeordnet, mit zweckmäßiger Abwicklung eines Todesfalls, ohne Sorge um die Verstorbenen und die Hinterbliebenen. Die Anforderungen in der Branche sind gewachsen. Früher haben Schreiner, Tischler und Fuhrunternehmer im Dorf die Bestattungen mit übernommen. Seitdem sich ein eigenes Berufsbild des Bestatters entwickelt hat, hat sich das Tätigkeitsfeld erweitert und die Anforderungen sind gestiegen.

2. Die Bestatterausbildung hat sich etabliert

Bei den Bestattern hat die Diskussion um die Ausbildung dazu geführt, dass es seit 2003 es eine Ausbildung zur Bestattungsfachkraft gibt. Andere Ausbildungsgänge folgten, die die entsprechenden Fähigkeiten und Inhalte vermitteln, für die bereits tätigen Bestatter, für Schreiner und Tischler, für Quereinsteiger. Es gibt eine Vielfalt von Abschlüssen: Bestattungsfachkraft, Geprüfter Bestatter/ Bestatterin, Bestattermeister (Funeral Master), Fachgeprüfter Bestatter oder Bestattungsfachwirt. Träger sind die verschiedenen Bestatterverbände. Da es um ein Gewerbe geht und Bestatter verpflichtend Mitglieder der IHK sind, sind auch mehrere örtliche IHKs bei den Anbietern zu finden.

In der Branche wird bis heute diskutiert, diskreditiert und zertifiziert. Von einer dreijährigen Ausbildung mit Berufsschule bis hin zur berufsbegleitenden Weiterbildung mit fünf Wochenblöcken reicht die Spanne der Angebote. Zusätzlich vergeben verschiedene Verbände Qualitätssiegel an Bestattungsinstitute, wenn diese genau definierte Qualitätsanforderungen erfüllen. So unterschiedlich die Angebote sind, so verbesserungswürdig mancher Lehrgang erscheinen mag: Niemand in der Branche wird ernsthaft behaupten, dass es möglich sei, sich das notwendige Wissen und Können an nur ein oder zwei Wochenenden anzueignen.

3. Und die Trauerrednerinnen und -redner?

Da stehen diese Diskussionen und Entwicklungen noch aus. Der Bedarf an Trauerrednerinnen und Trauerredner für nichtkirchliche Bestattungen ist erst in den letzten zwanzig Jahren spürbar gestiegen. Vorher wurde dieser Beruf in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Das hat mit dem Bedeutungsverlust der Kirchen, den Kirchenaustritten und der abnehmenden Bindung an die kirchlichen Rituale selbst von Kirchenmitgliedern zu tun.

Eine Entwicklung hin zu definierten Voraussetzungen und Fähigkeiten, gebündelt in Ausbildungsangeboten, die den Anforderungen in der Begleitung von Menschen an einem so wichtigen Lebensübergang gerecht wird, steht noch aus. Erschwerend kommt hinzu, dass sich kein wirklich aktiver und in der Bestattungsbranche akzeptierter Berufsverband der Trauerrednerinnen und -redner herausgebildet hat, der die nötige Durchschlagskraft besitzt, ein fundiertes Ausbildungskonzept zu entwickeln.

So tummeln sich alle möglichen Anbieter auf dem Feld der Trauerrednerausbildung. Wer die Klaviatur des Internetmarketings beherrscht, wird von Berufsinteressenten wahrgenommen. Mit dem Versprechen eines riesigen Bedarfs an freien Rednern und einer sinnerfüllenden Tätigkeit, stellen sich die neuen Rednerinnen und Redner in den Bestattungshäusern vor, mit einem vom jeweiligen Kursanbieter erstellten „Zertifikat“.

4. Die Angehörigen vertrauen der Empfehlung des Bestattungshauses

Es lohnt sich, diese Zertifikate genauer anzuschauen. Wie umfangreich war die Ausbildung und welche Ausbildungsinhalte wurden vermittelt? An einem oder zwei Wochenenden kann man zwar einen Kochkurs machen, nicht aber Koch oder Köchin werden, nicht Bestatterin oder Bestatter, nicht Trauerrednerin oder Trauerredner. Jetzt könnte man einwenden, dass früher die Trauerrednerinnen und -redner auch keine Ausbildungen vorzuweisen hatten.

Wenn man genauer hinschaut, kann man feststellen, dass die Leute, die jetzt seit 20 oder 30 Jahren im Beruf sind, oft bereits eine Qualifikation aus einem geisteswissenschaftlichen Studium oder sozialen Beruf und/oder ein Qualifizierungen in Trauerbegleitung oder Therapie mitbrachten. Wenn man heute auf die Grundberufe schaut, hat sich das verändert.

Wie bei den Bestattern hat sich das Tätigkeitsfeld der Rednerinnen und -redner erweitert und die Anforderungen sind gestiegen. Sehr persönliches Eingehen auf die Hinterbliebenen, Umgang mit schwierigen Familienverhältnissen, auf den Lebensweg des verstorbenen Menschen bezogene Ansprachen sind gefordert, keine aus Textbausteinen zusammengesetzte Reden mit den sich wiederholenden Trauersprüchen.

In einer Facebookgruppe für Bestatter war vor einiger Zeit eine Anfrage eingestellt:

Hallo liebe Kollegen, kann jemand einen guten (!) Redner im Bereich xyz empfehlen? (Trauerfeier in x)
(Keinen professionellen „Lückentext-Ausfüller 😉 )

Dieser Bestatter hat verstanden, worum es geht. Früher galt in Bezug auf den Redner das Motto: „Solange sich keiner beschwert, wird es schon passen.“ Heute ist jedem auf Qualität bedachten Bestattungshaus bewusst, dass die Trauerrede ein wichtiges Aushängeschild des Unternehmens ist. Die Trauergäste unterscheiden nicht zwischen der Freiberuflichkeit eines Redners und dem von den Angehörigen beauftragten Bestatter. Für sie hat dieser Bestatter die Trauerfeier so schön gestaltet.

 

 

 

 

 

 

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