„Du solltest ein Buch schreiben – über das, was du als Trauerrednerin erlebst.“ Diesen Satz habe ich oft gehört. Einige Kolleg:innen haben genau das getan und ihre Erfahrungen in berührenden, teils humorvollen Büchern festgehalten.
Doch mir fehlte ein Buch, das nicht erzählt, was in Trauerfeiern geschieht, sondern zeigt, wie eine gute Trauerrede entsteht.
Mit meinem „Praxisbuch Trauerreden“ möchte ich diese Lücke füllen – ein Leitfaden für alle, die Trauerfeiern begleiten und Trauerreden halten.
Inhalt
Traumberuf Trauerredner
Viele, die in den letzten Jahren als Trauerredner begonnen haben, erfüllen sich einen lang gehegten Traum: Sie arbeiten mit Menschen, geben ihrem Beruf Sinn und bestimmen selbst, wie sie ihre Zeit und Arbeitsweise gestalten.
Sie suchen eine Aufgabe, die ihnen und anderen etwas bedeutet. Die Dankbarkeit der Angehörigen, die in den Reden Trost und Anerkennung finden, stärkt sie. Das Alter spielt keine Rolle – im Gegenteil, Lebenserfahrung wird zur wertvollen Stärke.
Immer mehr Menschen besuchen ein Seminar, das zwei bis fünf Tage dauert. Danach halten sie ein Zertifikat in der Hand und bewerben sich bei Bestattungsunternehmen. Mit geringem Aufwand starten sie in einen Beruf, der ihnen die erhoffte Erfüllung bringen soll.
Und genau hier beginnen die Probleme
Der Traumberuf ist anspruchsvoller, als viele erwarten. Das Zertifikat sagt nichts über die Qualität des Gelernten aus. Es fällt schwer, genug Aufträge zu bekommen, weil sich immer mehr Trauerredner:innen bei Bestattungshäusern vorstellen.
In kurzen Seminaren kann niemand zur Rednerpersönlichkeit reifen und einen eigenen Stil entwickeln. Sie bieten weder Raum, die Herausforderungen in Trauerfamilien zu verstehen, noch vermitteln sie ausreichend Handwerkszeug für abwechslungsreiche und einfühlsame Trauerreden.
Dieses Buch habe ich für alle geschrieben, die als Redner:innen arbeiten oder sich für Trauerreden interessieren.
Angehörige, die es lesen, erfahren, was eine Trauerrede leisten kann – jenseits bloßer Daten und Anekdoten über den Verstorbenen.
Erfahrene Redner:innen finden neue Impulse, um ihre Arbeitsweise zu reflektieren.
Wer gerade anfängt, bekommt einen Eindruck von der Vielfalt guter Trauerreden und erkennt, wie entscheidend eine gründliche Vorbereitung ist. Und wie sich „Schema F“ von einer Begleitung unterscheidet, die alle zehn Ebenen der Individualität berücksichtigt.
Die Ebenen der Individualität
Heute wirbt fast jeder Trauerredner mit „individuellen Trauerreden“. Doch was bedeutet das eigentlich? Ich habe es genauer untersucht und daraus die zehn Ebenen der Individualität abgeleitet. Diese betreffen drei Bereiche:
Viele Reden, die ich gelesen habe, sind personalisiert. Sie greifen biografische Daten auf und erzählen Geschichten aus dem Leben. Doch das sind nur zwei Facetten einer wirklich individuellen Trauerrede.
– Die verstorbene Person
– Die Gestaltung der Rede
– Die Begleitung der Trauernden
Individualität hängt von der Abschiedssituation ab: von den Todesumständen, den Trauernden und ihren Bedürfnissen, den Familienverhältnissen. Hier rückt das Trauergespräch ins Zentrum. Mit welcher Haltung begegnet der Redner den Hinterbliebenen? Wie führt er das Gespräch? Davon hängt ab, welche Ebenen der Individualität überhaupt sichtbar werden.
Wie mein Buch „Praxisbuch Trauerreden“ entstanden ist
Seit Langem arbeite ich in meinen Ausbildungsgruppen mit dem Bild der Balancen. Das Exposee für mein Buch lag schon eine Weile in der Schublade. Nach kurzer Recherche war klar: Der Patmos-Verlag passt am besten. In der Praxisbuch-Reihe fehlte noch mein „Praxisbuch Trauerreden“ – neben Titeln wie „Praxisbuch Trauergruppen“, „Praxisbuch Trauercafé“ und „Praxisbuch Trauerfeiern und Bestattung“. Da ich Barbara Lehner kannte, war der Weg zum Verlag schnell geebnet.
Ich nahm mir Zeit, meine Herangehensweise gründlich zu überdenken und so zu formulieren, dass sie für andere Trauerredner:innen nachvollziehbar wird. So entstand das Balance-Prinzip für Trauerreden.
Menschen, die meine erste Version über Trauer und Rituale lasen, bemerkten: „Birgit, du schreibst keine Doktorarbeit!“ “ Auch meine Lektorin markierte konsequent die wissenschaftlichen Passagen. Am meisten half mir, beim Schreiben die Teilnehmenden meiner Ausbildung vor Augen zu haben – sie brauchen praktische Anleitungen, keine theoretischen Abhandlungen.
Trotzdem las ich zunächst viel: Bücher von Trauerredner:innen, Texte und Webseiten über Trauer, Rituale, Bestattungskultur, Rhetorik und Redegestaltung. Ich untersuchte etwa hundert Trauerreden – von Kolleg:innen, aus dem Internet und meine eigenen.
Meine Leitfragen waren: Welche Rede berührt mich? Was irritiert oder stößt mich ab? Gibt es einen erkennbaren Aufbau, eine nachvollziehbare Struktur? Was fehlt mir? Und: Was mache ich heute anders als vor 20 Jahren?
Der Schreibprozess
Der Weg zum fertigen Manuskript verläuft nie geradlinig. Am Anfang steht ein Impuls, eine Frage – daraus wächst ein Gliederungspunkt. Ich plane, verwerfe, formuliere aus, streiche wieder. Die Struktur gibt Halt, doch die stärksten Passagen entstehen, wenn ich einen Gedanken loslasse, an dem ich zu lange festgehalten habe.
Wenn ich von meinem Buch erzähle, erkenne ich an den Reaktionen meines Gegenübers, ob es verständlich ist. Steigt jemand ins Thema ein, liefert er mir wertvolle Impulse. Bleibt die Reaktion verhalten, weiß ich, dass ich den Abschnitt überarbeiten muss.
Als mittlere von drei Geschwistern habe ich gelernt, zu vermitteln. Deshalb meide ich polarisierende Diskussionen: Manuskript oder Stichwortkonzept? Lyrische Texte oder Geschichten aus dem Leben? Trauerrede oder Lebensrede? Solche Gegensätze interessieren mich nicht. Mich faszinieren die Möglichkeiten – die Stärken und Schwächen verschiedener Ansätze.
Beim Schreiben wechseln sich Klarheit und Zweifel ab. An manchen Tagen fließen die Worte mühelos, an anderen überarbeite ich einen Abschnitt mehrfach. Doch mit jedem Kapitel freue ich mich mehr, wie die Aspekte sich ordnen und zusammenfinden.
Das Lektorat liefert mir wertvolle Hinweise: klarer schreiben, kürzer, verständlicher. Manchmal muss ich Beispiele austauschen, weil die Trauerfeier zu lange zurückliegt und ich die Angehörigen nicht mehr erreichen kann.
Der Moment, in dem ich das fertige Buch zum ersten Mal in Händen halte, übertrifft alle vorherigen Phasen. Aus einer Idee ist ein greifbares Werk geworden. Dahinter gibt es kein Zurück. Sichtbar werden heißt auch, sich zu exponieren.
Die ersten Reaktionen machen mich glücklich. Ich glaube, mir ist ein Buch gelungen, das im deutschsprachigen Raum neue Impulse setzen kann. Haltgebende Trauerreden lernt man nicht in zwei Tagen. Ich hoffe, mein Buch hilft Redner:innen, ihre Aufgabe souverän zu meistern.
Das Trauerreden-Balance-Prinzip
Im ersten Teil des Buches beantworte ich grundlegende Fragen: Wozu dient eine Trauerrede? Wie haben sich Trauern und Bestatten in den letzten Jahrzehnten gewandelt? Und was bedeutet das für die Gestaltung der Trauerrede?
Anhand von Ausschnitten aus meinen Reden zeige ich, wie man inhaltliche und strukturelle Balancen herstellt. Mein Dank gilt allen Angehörigen, die einer anonymisierten Veröffentlichung von Teilen ihrer Abschiedsrede zugestimmt haben.
Gute Trauerreden sind kein Hexenwerk – man muss nur wissen, wie es geht. Wie ein Equalizer, der die Frequenzen in der Musik harmonisiert, lässt sich auch eine Trauerrede durch die Gewichtung von Themen und Strukturen individuell anpassen.
Die inhaltlichen Balancen:
- Bleibende Verbindung / Trennung
- Todesumstände / Ressourcen
- Individuelle Person / Allgemeingültiges
- Verstorbene / Lebende
- Gegenwartsfamilie / Herkunftsfamilie
- Öffentliche / private Person
- Biografisches / Zeitgeschichte
- Problematisches / Geglücktes
- Leichtigkeit / Schwere
Die strukturellen Balancen:
- Wort / Musik / Stille
- Einfach / anspruchsvoll
- Vertrautheit / Distanz
- Emotionen / Fakten
- Bekanntes / Überraschendes
- Zitate / eigene Worte
- Poesie / Prosa
- Gegenwart / Vergangenheit / Zukunft
Mein „Praxisbuch Trauerreden“ zeigt dir, wie du die Regler sicher setzt, um Inhalte zu gewichten und eine tragfähige Struktur zu entwickeln.
Wer sich mit Trauerreden beschäftigt – ob haupt- oder nebenberuflich, ob am Anfang oder mit vielen Jahren Erfahrung – findet im Praxisbuch Trauerreden Anregungen, Klarheit und Struktur für die eigene Arbeit. Es möchte Mut machen, das eigene Handwerk zu vertiefen und zugleich den Blick auf das Wesentliche zu bewahren: den Menschen und seine Geschichte.
Buchangaben und Kaufmöglichkeiten
Titel: Praxisbuch Trauerreden – Die richtigen Worte finden mit dem Balance-Prinzip
Autorin: Birgit Aurelia Janetzky
Verlag: Patmos Verlag
Erscheinungsdatum: 25. August 2025
Umfang: 176 Seiten, kartoniert, 14 × 22 cm
ISBN: 978-3843614979
Preis: 24,00 €
Erhältlich bei mir (Mail an info@trauerreden-campus.de), im Buchhandel oder direkt beim Patmos Verlag
Rezensionen & Rückmeldungen
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Beitragsbild: Birgit Aurelia Janetzky





