Uneindeutige Formulierungen und Floskeln auf Webseiten von Trauerrednern und Trauerrednerinnen sind leider weit verbreitet. Schon x-mal gehört und gelesen, weil man das in unserer Branche so sagt? Leider heißt weit verbreitet nicht unbedingt gut. Immer mehr Menschen suchen selbst im Internet nach einem Trauerredner. Sie landen auf deiner Website. Der erste Eindruck zählt.
Was sieht ein Besucher auf deiner Webseite zuerst? Was lädt ihn ein, weiterzulesen? Es sind die Bilder die er sieht und die Sätze, die er liest. Stehen auf deiner Webseite Floskeln? Wer garantiert, dass eine Floskel nicht nur auf der Webseite steht, sondern auch in der Trauerrede aufgewärmt wird. Aus der Masse hervorstechen wirst du damit nicht. Sie laden nicht ein, Kontakt aufzunehmen, sondern schrecken eher ab.
Eine frische, authentische, direkte Sprache auf der Webseite ist die beste Visitenkarte für eine ansprechende Trauerrede. Deshalb sind Formulierungen, in denen deine eigene Persönlichkeit rüberkommt besser als die verbreiteten Allgemeinplätze.
Einige davon nehme ich ins Visier: Vier Sätze, die den Inhalt betreffen und vier Sätze, die das Angebot betreffen.
Inhalt
„Der Tod hinterlässt eine große Lücke“ (1)
Ist das wirklich so? Hinterlässt der Tod eine Lücke, die dann wahlweise mit Erinnerungen, Gedanken oder Liebe gefüllt wird. Andere betonen, dass diese Lücke nicht zu schließen ist. Eine Seite mit Trauersprüchen gibt an, dass an die Stelle nichts als Schmerz getreten ist. Auch wenn Familienangehörige, Vereinsvorsitzende oder Arbeitgeber in ihren Nachrufen diese Redewendung oft verwenden, es bleibt ein Allgemeinplatz.
„Der Tod ist ein trauriges Ereignis“ (2)
Bitte streichen. Auch wenn es „das Ereignis“ in Wikipedia geschafft hat: „Ein Ereignis ist im allgemeinen Sinn eine Situation, die durch Dynamik oder Veränderung gekennzeichnet ist. Das Gegenteil eines Ereignisses ist ein „Zustand“: eine Situation ohne Veränderung oder Dynamik.“ Richtig: der Tod bringt eine Dynamik und Veränderung in die Familie. Aber ereignet sich der Tod? Oder stirbt nicht viel eher einer Mensch, was Veränderungen in der Familie auslöst. Ist der Tod eines Menschen immer traurig? Ich kenne einige Angehörige, die sehr erleichtert waren. Manche waren sogar glücklich gestimmt, weil in der letzten Phase des Lebens soviel Liebe spürbar war.
„Ein Abschied ist so einzigartig, wie der Mensch selbst es zu Lebzeiten war“ (3)
Was soll das bitte genau sein, ein einzigartiger Abschied? Manchmal hilft es, sich das Gegenteil vorzustellen: Wie ist ein Abschied, der nicht einzigartig ist? Manche Rednerinnen und -redner bieten eine einzigartige Trauerfeier und Beerdigung an. Ja was denn sonst. Für die Trauergäste ist diese Feier immer einzigartig, denn sie haben nur diese eine Feier.
Im Alltag drückt sich niemand so gewählt aus. Sondern er oder sie wird versuchen, lebhaftere Bilder zu finden. Warum schreibe ich nicht auf die Webseite, was die Einzigartigkeit des Abschieds ausmacht und wie ich das begleiten kann?
Während ich diesen Artikel schreibe, habe ich auf meiner eigenen Webseite selbst zwei Dinge verändert. Aus der „professionelle Begleitung“ wurde eine „Trauerrednerin mit viel Erfahrung“ und statt „individuelle Gestaltungswünsche“ steht da jetzt: „Sie bringen eigene Ideen für die Gestaltung mit? Damit kann ich ebenso umgehen wie mit …“
„Ein einzigartiges Leben, das nun zu Ende gegangen ist“ (4)
Zur Einzigartigkeit des Abschieds habe ich eben schon etwas gesagt. Hier interessiert mich: Ist ein Leben zu Ende gegangen oder ist ein Mensch gestorben? Ist das jetzt sprachliche Haarspalterei oder der Wunsch nach zutreffenden Worten für das, was die Angehörigen erleben? Der Mensch ist ihnen sicher näher als ein einzigartiges Leben.
„Ich will ein Stück mit Ihnen gehen“ (5)
Hoppla, da fehlt doch was. Müsste es nicht heißen: „Ich will ein Stück des Weges mit Ihnen gehen“? Manchmal steht auf der Webseite auch „Ich möchte ihre Trauer ein Stück mittragen.“ Ein Stück des Weges oder ein Stück der Trauer ist nicht wie ein Stück Kuchen. Der Weg der Trauer lässt sich nicht in Stücke aufteilen.
Warum lässt du nicht das Stückwerk und schreibst: „Ich begleite Sie in der Abschiedsfeier. Sie können mir alle Fragen stellen, die Sie bewegen. Mir ist die Situation nicht unbekannt und ich stehe Ihnen gerne mit meiner Erfahrung zur Seite.“
„Lassen Sie uns ins Gespräch kommen“ (6)
Warum nicht einfach: Sprechen Sie mich an! Rufen Sie mich an! Schreiben Sie mir eine E-Mail! Auf die Webseite gehört ein eindeutiger Call-to-Action. Menschen dürfen wissen, auf welche Weise sie mit dir in Kontakt kommen können. Ins Gespräch kommst du mit ihnen, wenn du einen Termin vereinbart hast und mit den Angehörigen zusammen am Tisch sitzt.
„Ich freue mich auf Sie!“ (7)
Wirklich? Ich freue mich über einen neuen Auftrag, weil ich als Selbständige für meinen Lebensunterhalt darauf angewiesen bin. Ich freue mich auf meinen nächsten Urlaub, dass ich mich nach einer anstrengenden Arbeitsphase wieder erholen kann. Ich freue mich auf mein neues Fahrrad, weil es einen Motor hat, der mich die Hügel hinaufschiebt. Ich freue mich auf meinen Partner, der schon das Essen vorbereitet hat, wenn ich nach Hause komme…
Die Angehörigen kenne ich in der Regel nicht, sie mich auch nicht. Das „Sie“ ist sehr persönlich adressiert. Wie kann ich mich auf jemanden freuen, den ich nicht noch gar nicht persönlich kenne?
„Ich bin jederzeit 24 Stunden für Sie erreichbar“ (8)
Das bist du garantiert nicht, warum schreibst du es also auf deine Webseite? Warum machst du dir selbst den Druck, ständig erreichbar zu sein? Von einem Trauerredner/ einer Trauerrednerin erwartet niemand eine solche Erreichbarkeit.
Selbst große Bestattungshäuser mit vielen Mitarbeitenden mit Wochenend- und Nachtbereitschaften sind nicht jederzeit erreichbar. Erreicht wird auf jeden Fall ein Anrufbeantworter mit einer Ansage, wann mit einem Rückruf gerechnet werden kann.
„Ich melde mich schnellstmöglich zurück“, lässt etwas mehr Spielraum als „ich rufe Sie innerhalb einer Stunde zurück“. Manchmal ist da auch zu hören: „Ich bin bis zum 20. August nicht erreichbar (weil ich in Urlaub bin). Gerne können Sie mir eine Nachricht hinterlassen, ich rufe zurück, sobald ich wieder da bin.“
Warum ich dir zu deinen eigenen Formulierungen rate
Warum sollte ich als Kunde einen Redner oder eine Rednerin für eine individuelle Trauerrede buchen, wenn der Text auf der Webseite alles andere als individuell ist. Lässt nicht die Sprache einer Webseite auf die Sprache einer Trauerrede schließen?
Die Welt ist inzwischen voller individueller, einfühlsamer, liebevoller, würdevoller, persönlicher und zertifizierter Trauerrednerinnen und -redner. Diese Begriffe haben sich inzwischen verselbständigt. Was einmal neu und interessant geklungen hat, ist inzwischen ausgelutscht. Ohne Kontext sagen diese Wörter leider nichts aus über die Qualitäten der Reden und der Begleitung aus.
Du bist Trauerrednerin oder Trauerredner? Wahrscheinlich denken die Angehörigen eher selten: “Könnte ich nur eine Trauerrednerin mit unverwechselbarer persönlicher Note finden.“ Oder „Wo bekomme ich einen Trauerredner her, der nicht als Angestellter der großen Kirchen fungiert?“
Angehöre denken eher so etwas wie: “Es ist gerade alles so heftig, wem traue ich zu, dass er in der Trauerfeier nicht irgendeinen Scheiß erzählt? Wer von den vielen Trauerrednern, die im Internet hier in der Region angezeigt werden, ist mir sympathisch?“
Es lohnt sich, die eigenen Webseitentexte abzuklopfen. Hilfreich sind folgende Fragen:
- Schreibe ich das so, weil ich es bei ähnlichen Angeboten selbst schon oft gelesen habe.
- oder weil man das in unserer Branche halt so sagt?
- Denkst du, die Angehörigen erwarten diese Begriffe?
Sei mutig. Finde deine eigenen Formulierungen, die zu deiner Persönlichkeit passen. Wenn du Begriffe wie zertifiziert, individuell, würdevoll, persönlich, einzigartig etc. verwendest, schreibe dazu, was das konkret bedeutet. Was hast du in dem Kurs gelernt, für den du den Zettel mit der Überschrift „Zertifikat“ bekommen hast. Wer oder was hat dich in der Entwicklung deiner Rednerpersönlichkeit unterstützt? Woran kann man erkennen, dass du würdevoll arbeitest. Vielleicht ist das gar nicht mehr so einzigartig (= anders/besser als andere), sondern mehr eigen (= dir selbst entsprechend).
Menschen, die eine Rednerin, einen Redner suchen, werden mit deinen Worten in Resonanz gehen, weil sie das nicht schon X-mal gehört und gelesen haben. Sie beauftragen dich, weil du ihnen sympathisch bist und ihr Bauchgefühl ihnen sagt, dass du der oder die Richtige bist.
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